Oft werde ich gefragt, wodurch meine Schüler sich durch ihre Souveränität im freien Spiel auszeichnen. Alle können improvisieren, viele sogar komponieren. Sie legen eine auffallende Spielfreude und einen starken Willen zum musikalischen Ausdruck an den Tag.
Ich möchte daher einen kleinen Einblick in meine Methode geben. Dieser wird in Kürze folgen. Ich freue ich über einen baldigen Besuch meiner Website!
Ich beginne mit dem Unterricht im Idealfall in einem sehr jungen Alter. Ich folge dabei dem Gedanken, dass Musik eine Sprache ist, die sich am besten in der frühesten Kindheit lernen lässt. Am besten in Zusammenhang mit einer Bezugsperson, die diesen Unterricht begleitet. Anderes als Suzuki beziehe ich jedoch die Notation mit in den Unterricht ein, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass es dem Schüler sonst später schwerfällt, mit Notenmaterial umzugehen. Meine Schüler lesen Noten teilweise schneller, flüssiger und sicherer als normale Schrift.
Im Mittelpunkt des Unterrichts steht die Begeisterung für die Musik. Diese will geweckt werden, indem das Kind seine eigene Kreativität in den Lernprozess mit einbringt. Dies geschieht über den freien künstlerischen Ausdruck. Das ist in einem frühen Alter vor allem die Bewegung und das Malen.
Die Schüler lernen am liebsten, wenn viele Sinne am Unterricht beteiligt sind. Der visuelle Sinn ist in dem Alter häufig der am leichtesten zugängliche. Daher "fange" ich die Kinder erstmal mit dem Malen ein. Jedes Kind hat seine eigenen Interessen, Themen, die es begeistern, und genau diese gilt wes herauszufinden und aufzunehmen. Tiere und Süßigkeiten sind meine Favoriten ;-)
Je nachdem, wie alt der Schüler oder die Schülerin ist, verwende ich die Notenhefte von Tina und Tobi. Diese haben eine Seite mit Notenlinien und eine blanko-Seite. So kann die eine Seite mit Noten beschriftet werden und die andere lässt Freiraum zur kreativen Gestaltung. Die Kinder sind alle sehr stolz auf ihre Notenhefte!
Um die Noten dem Kind etwas schmackhaft zu machen, beginne ich die Noten als Obst. Die A-Saite ist die Apfelsaite. Eine Mutter berichtete mit, dass ihr Kind mit dem Geigenunterricht auch den Geschmack am Obstessen entwickelte, so dass ich auch noch Gemüsenoten zugelassen habe. Die G-Saite wurde dadurch naheliegender Weise zur Gurkenseite. Gerade bei dieser Saite kann man unheimlich gut das "gerade" Streichen üben, denn die Kinder bevorzugen alle die "geraden Gurken". Krumme Gurken gibt es beim Geigen natürlich nicht!
Das Schöne an dem Konzept des freien Gestaltens ist, dass der Schüler so viele Übungen zu einem "Thema" machen kann, wie er benötigt. Manche Kinder haben den Obstsalat nach ein paar Wochen durch, andere "knabbern" ein bisschen länger daran. Und was das Üben betrifft: Es erklärt sich von selbst, dass man jeden Tag "Obst" essen soll! Aus den Obstnoten lassen sich immer wieder neue Rezepte zusammenstellen.
Die Rezepte lassen sich zupfen und streichen. Es lassen sich Rätsel und Übungen individuell für jeden Schüler zusammenstellen.
In dieser Vorlage darf der Schüler die Noten selber in die Körbchen legen.
Er kann eigene Rätsel und eigene Lieder gestalten, die er nachher selber spielen möchte! Die Kinder sind sehr motiviert, zu erfahren, wie die selbstgemalten Noten nachher klingen.
So lernen Sie das Schriftbild nicht nur passiv konsumierend zu üben, sondern verknüpfen die Noten so mit dem Klang, dass sie nachher schon schnell eigene kleine Kompositionen selber notieren können.
Irgendwann haben die Kinder das Obst "satt".
Wenn das Obst nicht mehr ausreicht, kommen die Tiernoten hinzu. Hier lassen sich wunderbar die verschiedensten Rhythmen notieren. Über das Klatschen des Tiernamens, das Imitieren der Tierstimmen und über das Komponieren von Liedern zu Texten, die von dem Tier handeln. Um welches Tier es "gehen" soll, entscheidet das Kind selber. So entstehen zahllose Lieder über Drachen, Katzen und Hasen und vieles mehr. Ganz hoch im Kurs: Pferde. Aber auch Füchse, Ameisenbären, Kuhpferdtiger und sonstiges Getier.
Wenn die Ideen mal fehlen, nehmen wir ein Bild und dichten dazu einen Text, den wir dann vertonen. "Leopard nimmt ein Bad". Dies kann als Improvisation geschehen, bei dem dem Klangbild keine Grenzen gesetzt sind, es kann aber auch ganz "klassisch" ein Lied dazu komponiert werden.
Zwischen den Bildern ist Platz für die Komposition oder auch erstmal das "Libretto". Diese Bilder gebe ich den Schülerinnen und Schülern als Kopie.
Auf diesen Kopiervorlagen können die Kinder ihre Lieder zu dem Bild notieren. Ich nehme meistens die Themen der Kinder auf, in diesem Fall z.B. die Geburt eines Geschwisterkindes. So erkennt das Kind, dass sich persönliche, emotionale Themen wunderbar über die Musik und die Kreativität verarbeiten lassen.
Mein liebstes Beispiel ist ein Mädchen, dass in Ludwig II verliebt war, nachdem es in den Ferien Schloss Neuschwanstein besucht hatte. Die ganze Stunde wurde für den König gedichtet, komponiert und vor allem geübt. Die Aussicht dem König nachher die Lieder fehlerfrei vorspielen zu können, war eine unglaubliche Motivation!
Es erklärt sich von selbst, dass diese Sterne nicht von Beginn der Stunde an leuchteten. Für jedes Durchspielen des Liedes kam ein neuer hinzu! So kann ich als Lehrerin auch sehen, wieviel geübt wurde!
Wenn die Schüler dann Literatur spielen, die wir in "Tina & Tobi" nicht mehr unterkriegen, dürfen sie dennoch für's Üben weiter malen. Einen traurigen Pfau ohne Federn hält der faulste Schüler nicht aus...